Sulfatbelastung als Folge der Braunkohle: Kritik an Verharmlosung des Problems durch die Landesregierung

www.ideengruen.de | markus pichlmaierDie bündnisgrüne Landtagsabgeordnete Heide Schinowsky warnt die Brandenburger Landesregierung davor, die Sulfatproblematik auf die leichte Schulter zu nehmen. "Erhöhte Sulfatwerte entlang der Spree sind mittlerweile zum Dauerzustand geworden, ohne dass eine nennenswerte Verbesserung der Lage stattgefunden hat. Wie die Landesregierung darauf reagieren will, ist immer noch offen", kritisiert sie: "Nur weil öffentlich über die Folgen des Braunkohleabbaus diskutiert wurde und Probleme zutage getreten sind, ist die Debatte noch lange nicht dramatisiert worden." Kurt Augustin, der Abteilungsleiter für Wasser und Boden im Umweltministerium, hatte die Debatte um sauberes Wasser und der Sulfatbelastung Medienberichten zufolge als "dramatisiert" bezeichnet. Sulfat solle demnach neuerdings wesentlich unbedenklicher sein, als noch vor Jahren angenommen wurde. Gleichzeitig warnt das Brandenburger Umweltministerium nach wie vor auf seiner Webseite: "Sowohl Erwachsene als auch Säuglinge bekommen bei zu hohen Sulfatgehalten des Wassers osmotische Durchfälle, Erwachsene bei weit über 1200 mg/l, Säuglinge bereits bei über 500 mg/l."

"Statt die Probleme kleinzureden, sollte die Landesregierung alle Fakten auf den Tisch legen und an Lösungen arbeiten. Doch genau dabei mauert die Landesregierung", so Schinowsky. Bereits im Frühjahr 2016 wurde von der Landesregierung - unter Federführung des Brandenburger Landesbergamtes - die Erarbeitung eines Sulfatprognosemodells in Auftrag gegeben, dessen Ergebnisse aber unter Verschluss gehalten werden, so Schinowsky weiter. Ursprünglich sollten diese im Frühjahr 2017 vorliegen. Im April 2017 hieß es dann, frühestens im II. Quartal. "Es ist ein Unding, dass die Öffentlichkeit bis heute über die Untersuchungsergebnisse der Sulfatentwicklung im Unklaren gelassen wird", kritisiert sie. Einer Studie des bundeseigegen Bergbausanierers LMBV zufolge stammen etwa 64 Prozent des Sulfats aus dem aktiven Bergbau und 36 Prozent aus den alten DDR-Tagebauen. "Bislang weigert sich die Landesregierung beharrlich, dem Bergbaubetreiber Auflagen zur Sulfatreduzierung aufzuerlegen", sagt Schinowsky. Nicht nur wegen möglicher Gesundheitsbeeinträchtigungen sollten die Sulfatfrachten eingedämmt werden, mahnen die Bündnisgrünen. Eine zu hohe Sulfatbelastung kann auch schnell finanzielle Kosten nach sich ziehen. Wasserwerke, die Trinkwasser aus dem Uferfiltrat der Spree beziehen, wie Berlin und Frankfurt (Oder), stünden bei zu hohen Sulfatwerten Umbaumaßnahmen ins Haus. Die Kosten dafür würden dann den Kunden auferlegt werden. Zudem wurde im März 2017 bekannt, dass der geplante Hafendamm am künftigen Cottbuser Ostsee mit sieben Millionen Euro wesentlich teurer wird, als die ursprünglich angekündigten 4,4 Millionen Euro. Hauptgrund ist die zu erwartende schlechte Wasserqualität durch hohe Sulfatwerte in dem Bergbaufolgesee. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) warnen zudem, dass bereits Sulfatkonzentrationen von 200 Milligramm pro Liter die aquatischen Lebensgemeinschaften empfindlich stören können.

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