Heide Schinowsky

Tagebaufolgen, Wasserstoff, Klimakrise: Lausitzer Bündnisgrüne fordern Wassergipfel zum koordinierten Umgang mit dem knappen Gut Wasser

elsterDie Lausitzer Grünenpolitikerin Heide Schinowsky spricht sich für einen koordinierten Umgang mit dem knappen Gut Wasser in der Lausitz aus: „Wir haben viele Enden, die bislang noch nicht zusammengeführt wurden. Deshalb braucht es einen Lausitzer Wassergipfel, auf dem eine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt wird“, sagte Schinowsky nach einem Studientag zum Thema Wasser am Freitag an der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur in Cottbus.

„Der durch die Braunkohleförderung verursachte Wassermangel wird uns noch lange beschäftigen. Die Klimakrise samt steigender Temperaturen und die damit einhergehende stärkere Verdunstung verschärfen den Mangel. Hinzu kommen aktuell die Pläne für die Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft in der Lausitz, für die viel Wasser benötigt wird. Bisher gibt es jedoch keinen Gesamtcheck: Wie viel Wasser brauchen wir und woher soll es kommen?“, sagt die Vorsitzende der Grünen im Kohlekreis Spree-Neiße. U. a. unter Einbeziehung des Niedrigwasserkonzepts vom Umweltministerium muss nun abgewogen und geplant werden, welche Wassermengen wo zum Einsatz kommen können.

Ein Thema auf dem Studientag war auch der zusätzliche Bedarf an Wasser-Speichern. Konkret ging es um die nachträgliche Einrichtung der Speicherfunktion beim Cottbuser Ostsee, die ca. 4 Millionen Euro kosten könnte. „Ob der Ostsee dafür aber überhaupt geeignet ist, wurde noch nicht zu Ende gedacht“, meint Schinowsky: „Aufgrund der zu erwartenden hohen Sulfatwerte im Tagebaufolgesee könnte bei einer Ausleitung die Trinkwasserversorgung von Frankfurt (Oder) und Berlin zusätzlich beeinträchtigt werden“, gibt Schinowsky zu bedenken. „Grundsätzlich braucht es eine breite und öffentliche Debatte, welcher See in welchem Umfang zu einem Speicher werden könnte. Das darf aber nicht ohne Einbeziehung der Bevölkerung und der Klimawissenschaft passieren", regt die Grünenpolitikerin an.

„Bislang ist noch unklar, wie groß der Tagebaufolgesee bei Welzow werden soll. Es kursieren Planungen, nach denen der See größer werden könnte als der Cottbuser Ostsee – ein Unding mit Blick auf die zunehmende Verdunstung“, kritisiert Schinowsky. Ende Oktober präsentierte Dr. Martin Socher in der Cottbuser Stadtverordnetenversammlung dramatische Daten. Demnach werden allein die noch zu flutenden aktiven Tagebaue nach bisher vorliegenden Planungen einen Wasserbedarf von insgesamt 5.500 Mio. Kubikmeter Wasser haben. Während für den Cottbuser Ostsee ca. 500 Mio. Kubikmeter eingeplant sind, würden laut Braunkohlenplänen zur Flutung des Tagebaus Welzow Süd etwa 1.800 Mio. Kubikmeter und für den Tagebau Nochten in Sachsen ca. 1.070 Mio. Kubikmeter benötigt, erklärte Socher, der bis zu seinem Ruhestand Abteilungsleiter im sächsischen Umweltministerium war.

Eine Lösung braucht es auch für das Problem, dass zukünftig weniger Sümpfungswasser zur Verfügung stehen wird. Die Stützung der durch die Grundwasserabsenkung betroffenen Gebiete wie die Bärenbrücker Teiche oder die Laßzinswiesen muss weitergehen und in Teilen intensiviert werden, weil der natürliche Wasserhaushalt mit Ende des Abpumpens noch nicht wiederhergestellt sein wird. Auch der bisher aus Sümpfungswasser gedeckte Kühlwasser-Bedarf für das Kraftwerk Jänschwalde wirft Fragen auf.

Zum bestehenden erheblichen Wasserdefizit in der Lausitz kommen jetzt noch neue Bedarfe für mögliche Strukturwandel-Projekte hinzu: „Neue Industrieansiedlungen sowie die Ideen für eine Wasserstoffwirtschaft – vom Innovationskraftwerk bis hin zur Umrüstung des Busverkehrs in der Lausitz auf Wasserstoffantriebe – sind noch nirgends mit Blick auf den Wasserbedarf bilanziert worden“, sagt Schinowsky. „Insbesondere Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) und das Brandenburger Wirtschaftsministerium dürfen die Wasserproblematik in der Lausitz nicht ignorieren.“

Auch innerhalb der Braunkohlewirtschaft besteht zur Wasser-Problematik offenbar Unklarheit. Auf dem Studientag zeigte sich der ehemalige LEAG-Chefgeologe Ingolf Arnold skeptisch zum Potential der Wasserstoff-Produktion in der Lausitz, während sein ehemaliger Arbeitgeber u. a. um Förderung für ein Wasserstoff-Kraftwerk wirbt und die Einrichtung eines Wasserstoffbus-Netzes in der gesamten Lausitz über ein Strukturwandel-Projekt unterstützt.

Die Grünenpolitikerin kündigte an, bei der Landesregierung für den Vorschlag eines „Wassergipfels“ zu werben.

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