Heide Schinowsky

Rede zur Verbesserung der Gründungsförderung

Das von der Landesregierung vorgelegte Papier zu Gründungs- und Unternehmensnachfolge hat nun zwei Anträge der Opposition provoziert. Die AfD kommt mit einem bunten Strauß an Überschriften, die im Zusammenhang mit Gründungsförderung immer wieder genannt werden, ohne dazu jedoch konkrete Vorschläge zu unterbreiten. Es besteht zweifelsohne Handlungsbedarf – aber etwas konkreter sollte es schon sein. Die Gründungsförderung in Brandenburg erfolgt heute schon auf einem guten Niveau und kann sich im Bundesländervergleich durchaus sehen lassen. Die Wirtschaftskraft des Landes ist jedoch im Bundesvergleich immer noch weit unterdurchschnittlich. Nicht nur beim Strukturwandel in der Lausitz, sondern insgesamt sollte es unser Ziel sein, dass das nicht so bleibt und Brandenburg auch bei der Wirtschaftskraft der Anschluss an die westlichen Bundesländer gelingt. Die Förderung von jungen und vor allem innovativen Unternehmen ist hierbei der zentrale Ansatz. Und die Voraussetzungen für Erfolge dafür sind in Brandenburg vergleichsweise gut: Die hervorragende Ausstattung mit Forschungseinrichtungen, die Verfügbarkeit gut ausgebildeter Menschen im Berliner Umland und die Attraktivität der Region auch international wären hier zu nennen.

Natürlich kann man niemandem eine Unternehmensgründung verordnen, da hat Minister Gerber Recht, aber es ist gleichwohl unter Fachleuten unbestritten, dass gute Rahmenbedingungen die Gründungsquote eindeutig positiv beeinflussen können. Es ist daher sehr schade, dass sich das Wirtschaftsministerium bisher nicht zu ambitionierten Kennzahlen in seiner Gründungsstrategie hat durchringen können. Aber nun zurück zum Antrag der AfD. Wie gesagt: Was notwendig wäre, sind Verbesserungen der Brandenburger Gründungsförderung. Der vorgelegte Antrag leistet dies jedoch nicht. Sie bleiben allgemein und beschreiben im Wesentlichen den Status Quo. Es bleibt z. B. unklar, wie Sie sich den zügigen Ausbau des Konzeptes zum einheitlichen Ansprechpartner vorstellen. Sie fordern, dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung auf den Bundesdurchschnitt angehoben werden sollen. Um die Forschungsausgaben nur um einen Prozentpunkt anzuheben, werden 650 Mio. EUR benötigt. Wo aber waren Ihre diesbezüglichen Haushaltsanträge? Die Hebung der Unternehmenskultur hat sich auch die Landesregierung schon seit langem auf die Fahne gschrieben – was also konkret fehlt Ihnen? Vor diesem Hintergrund können wir Ihrem Antrag nicht zustimmen – auch wenn wir uns ebenfalls eine verbesserte Gründungsförderung wünschen. Der Antrag, den die CDU vorgelegt hat, ist hingegen sehr konkret. Sie haben sich ein kleines aber feines Thema aus dem Bereich der Finanzierung von Gründungsprojekten herausgegriffen. Tatsächlich scheint es hier eine Förderlücke zu geben. So können zwar Gründerinnen und Gründer aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf das inzwischen allseits beliebte Bundesförderprogramm EXIST-Gründerstipendium zurückgreifen, selbst wenn ihre Tätigkeit in diesen Institutionen schon bis zu fünf Jahre zurück liegt. Das können alle anderen Gründer aber nicht. Diese können zwar aus verschiedenen Darlehensprogrammen wählen, aber ganz zinslos sind diese Programme nicht. Der Antrag zielt außerdem darauf ab, den Lebensunterhalt in der Vorgründungsphase abzudecken und die Ausarbeitung eines Businessplans zu ermöglichen. Alles andere, was in dem Antrag gefordert wird, gibt es in Brandenburg und steht natürlich auch diesen Gründern zur Verfügung. Wie viele Nichthochschulabsoventen ohne eigenes Einkommen tatsächlich einer solchen Förderung bedürfen und wie groß also diese Förderlücke tatsächlich ist, müsste noch genauer geprüft werden. Dass ein solches Angebot für diese Zielgruppe sinnvoll wäre, sehen wir genauso. Der Handlungsbedarf für eine bessere Gründungsförderung in Brandenburg ist durchaus vorhanden. Die sogenannte Strategie hierfür, die in der letzten Landtagssitzung zur Debatte stand, ist in weiten Teilen leider noch nicht ausgearbeitet. Die AfD legt nun einen unkonkreten Antrag hierzu vor. Die CDU greift ein kleines Spezialthema heraus. Wir brauchen aber mehr. Um die Brandenburger Gründungsförderung zu verbessern und damit mittelfristig einen positiven Einfluss auf die Wirtschaftskraft des Landes zu erzielen, braucht man insbesondere zwei Dinge. Erstens: In der Breite ein professionelles und unbürokratisches Beratungsangebot für innovative und junge Gründer und zweitens geeignete Gründerräume auch schon für die Vorgründungsphase, und zwar im Umfeld der Forschungseinrichtungen. Auf diese beiden Stellschrauben sollten wir uns konzentrieren. Vielen Dank.  

Aktuelle Seite: Startseite Meine Themen Aus dem Landtag Reden im Landtag Rede zur Verbesserung der Gründungsförderung

Pressemitteilungen gruene.de

Die Zukunft änderst du hier. Alle Informationen zu Programm, Personen und Möglichkeiten, bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aktiv zu werden.
  • Europastrategie von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
    Als Bündnis 90/Die Grünen haben wir uns vorgenommen, die europäischste Opposition zu sein, die es in der Bundespolitik je gab. Angesichts sich zuspitzender globaler Krisen kommt es mehr denn je auf Europa an. Wir reden nicht nur über Europa, sondern wir sind bereit, Souveränität zu teilen das europäische Budget zu stärken. Damit entsprechen wir dem Wunsch einer großen Mehrheit in Deutschland nach einem stärkeren und handlungsfähigeren Europa. Deswegen wollen wir die europäische Arbeit unserer Partei auf ein neues Level heben und haben ein ambitionierte Europastrategie mit konkreten Maßnahmen und Vorschlägen erarbeitet.
  • Gute Arbeit im Privathaushalt – ein Schlüssel für Gerechtigkeit und Gleichstellung
    Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, der Kühlschrank leer ist, die Kinder zur Schule müssen und die Eltern von heute auf morgen gepflegt werden müssen – dann zeigt sich, wie unverzichtbar Haus- und Sorgearbeit ist. Diese Arbeit hält unser Land am Laufen, ist Basis für familiäres Zusammenleben und doch bleibt sie oft unsichtbar. Den größten Teil dieser Arbeit leisten nach wie vor Frauen. Wie wir mehr Gerechtigkeit, Strukturen für echte Gleichstellung, bessere Arbeit und eine soziale Infrastruktur, die den Alltag von Millionen Menschen konkret erleichtert, schaffen können, zeigt das Positionspapier von Franziska Brantner, Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin.
  • Innovation statt noch mehr Regulierung – von Franziska Brantner und Mona Neubaur
    Deutschland braucht einen handlungsfähigen Staat, der die Transformation der Wirtschaft flankiert. Dafür sind Regeln wichtig. Werden sie jedoch als Gängelei empfunden, untergraben sie das Vertrauen in den Staat.
  • Deutsche Bahn: Verkehrsminister Schnieder ohne Strategie
    Seit Jahrzehnten fließt zu wenig Geld in den Schienenverkehr. Erst mit der letzten Bundesregierung sind die Mittel für die Schieneninfrastruktur deutlich angestiegen. Die Probleme beim Schienenverkehr und der bundeseigenen Deutschen Bahn sind dementsprechend groß. Verkehrsminister Schnieder hat keine tatsächliche Strategie, wie er die Missstände beheben wird. Die neue Bahn-Chefin Palla wird keinen Erfolg haben, solange die neue Regierung nicht bereit ist, für strukturelle Reformen zu sorgen und die nötigen Milliarden für Sanierung und Ausbau des Netzes bereitzustellen.

Newsletter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Spree-Neiße

Telegram BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN