Heide Schinowsky

Rede zum Antrag "Bergbaufolgeschäden durch Grundwasserwiederanstieg: Soforthilfe und Gesamtkonzept für Lauchhammer" der SPD-Fraktion, der CDU-Fraktion, der Fraktion DIE LINKE und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Quelle: rbb

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister Pohlenz,

die Probleme in Lauchhammer sind dramatisch. Es ist höchste Zeit, die Menschen vor Ort zu unterstützen. Und deshalb ist es gut und wichtig, dass wir uns auf diesen gemeinsamen Antrag mit vielen konkreten Schritten verständigen konnten. Vielen Dank an die CDU-Fraktion für die Initiative!

In Lauchhammer wird exemplarisch deutlich, wie stark die Lausitz von der Braunkohle-Förderung gezeichnet ist. Die Folgen der tiefen Eingriffe in die über Millionen von Jahren entwickelten Bodenschichten, in das Grundwasser verursachen Probleme, die immer bedrängender werden. Über lange Zeit wurden die Bergbaufolgen nicht nachhaltig beseitigt. Auch der heutige Bergbau verursacht im Übrigen Schäden, die längst nicht alle händelbar sind bzw. für deren Beseitigung nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht. Aber darum geht’s heute nicht – deshalb zurück nach Lauchhammer.

Hier verursacht insbesondere das zurückkehrende Grundwasser die Probleme. Was im Untergrund beginnt, setzt sich an der Oberfläche fort. So musste in Lauchhammer bereits 2015 eine Siedlung geräumt werden. Häuser oberhalb des ehemaligen Schachtes drohen abzurutschen. Auch an anderen Stellen Lauchhammers sind diese Einsturzgefahren nun nachgewiesen.

Für Lauchhammer bringen wir jetzt ein Sofortprogramm auch den Weg. Damit reagieren wir auf den akuten Handlungsbedarf dort. Aber es gibt eben nicht nur in Lauchhammer Bergbau-Altlasten, sondern in großen Teilen der Lausitz. Und in vielen Fällen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Probleme zu Tage treten bzw. drängend werden.

Schauen wir z. B. nach Welzow: Einwohner haben uns immer wieder darauf hingewiesen, dass unter ihrer Stadt Beunruhigendes passiert. Seit dem 19. Jahrhundert ist dort Kohle abgebaut worden, damals in der Regel im Tiefbau in kleinen, zum Teil auch unangemeldeten Gruben. 1866 wurde in der Grube Clara I der Braunkohlenabbau aufgenommen.

Heute sieht man davon auf den ersten Blick kaum noch etwas außer dem Clara-See. Aber wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, bemerkt man Risse in den Straßen. Laut Einwohnern sollen darunter unterirdische Stollen aus den Anfängen des Bergbaus liegen. Wenn die mal einsacken sollten, besteht Gefahr für Leib und Leben. Ob die Stollenführungen tatsächlich so verlaufen wie vermutet wird, kann ich nicht sagen. Sicher ist aber eines: Wo das Grundwasser in Zukunft wieder ansteigt, werden die Probleme zunehmen.

In der Lausitz ist aus der Bergbau-Geschichte der letzten 100 Jahre viel Problematisches liegengeblieben. Was wir jetzt brauchen, um nicht immer nur reaktiv Krisen-Sofort-Programme auf den Weg zu bringen, ist eine systematische Bestandsaufnahme der Altlasten, und zwar samt Klärung von Rechtsverhältnissen, Handlungsbedarf und Kosten.

Apropos Kosten: Herr Christoffers hat vorgeschlagen, auf Grundlage der Kohlekommissions-Ergebnisse hier finanziell zu unterstützen. Das ist auch aus unserer Sicht eine bedenkenswerte Option: Strukturwandel gestalten kann auch heißen, Altlasten zu beseitigen und damit die Voraussetzungen für Zukunft zu schaffen. Das sollten wir auf den Weg bringen!

Viele Fragen sind – zum Teil auch in Lauchhammer – noch offen:

Wo ist der Bund als Rechtsnachfolger von Kaiserzeit, Weimarer Republik und Drittem Reich in der Pflicht und wo trägt das Land Verantwortung? Welcher Bergbau hat konkret was verursacht? Was ist die Ursache der Instabilität heute: Ist es allein das rückkehrende Grundwasser oder die unzureichende Sanierung der Altbergbaue? Warum wurde keine Vorsorge getroffen? Von wann stammen die Baugenehmigungen der Häuser in Lauchhammer? Warum wurde das überhaupt genehmigt? In welchen Fällen sind Entschädigungszahlungen gerechtfertigt? Wäre es ohne die großen Grundwasserabsenkung zu DDR-Zeiten auch zu den heutigen Schäden gekommen? Falls nicht, wäre das doch ein Fall für die LMBV.

Der aktuelle Lauchhammer-Antrag kann zur Bearbeitung dieser Fragen und zur systematischen Bestandsaufnahme ein Anfang bzw. eine Blaupause sein. Auch deshalb haben wir ihn mitgezeichnet.

Vielen Dank.

Aktuelle Seite: Startseite Meine Themen Aus dem Landtag Reden im Landtag Rede zum Antrag "Bergbaufolgeschäden durch Grundwasserwiederanstieg: Soforthilfe und Gesamtkonzept für Lauchhammer" der SPD-Fraktion, der CDU-Fraktion, der Fraktion DIE LINKE und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Pressemitteilungen gruene.de

Die Zukunft änderst du hier. Alle Informationen zu Programm, Personen und Möglichkeiten, bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aktiv zu werden.
  • Europastrategie von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
    Als Bündnis 90/Die Grünen haben wir uns vorgenommen, die europäischste Opposition zu sein, die es in der Bundespolitik je gab. Angesichts sich zuspitzender globaler Krisen kommt es mehr denn je auf Europa an. Wir reden nicht nur über Europa, sondern wir sind bereit, Souveränität zu teilen das europäische Budget zu stärken. Damit entsprechen wir dem Wunsch einer großen Mehrheit in Deutschland nach einem stärkeren und handlungsfähigeren Europa. Deswegen wollen wir die europäische Arbeit unserer Partei auf ein neues Level heben und haben ein ambitionierte Europastrategie mit konkreten Maßnahmen und Vorschlägen erarbeitet.
  • Gute Arbeit im Privathaushalt – ein Schlüssel für Gerechtigkeit und Gleichstellung
    Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, der Kühlschrank leer ist, die Kinder zur Schule müssen und die Eltern von heute auf morgen gepflegt werden müssen – dann zeigt sich, wie unverzichtbar Haus- und Sorgearbeit ist. Diese Arbeit hält unser Land am Laufen, ist Basis für familiäres Zusammenleben und doch bleibt sie oft unsichtbar. Den größten Teil dieser Arbeit leisten nach wie vor Frauen. Wie wir mehr Gerechtigkeit, Strukturen für echte Gleichstellung, bessere Arbeit und eine soziale Infrastruktur, die den Alltag von Millionen Menschen konkret erleichtert, schaffen können, zeigt das Positionspapier von Franziska Brantner, Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin.
  • Innovation statt noch mehr Regulierung – von Franziska Brantner und Mona Neubaur
    Deutschland braucht einen handlungsfähigen Staat, der die Transformation der Wirtschaft flankiert. Dafür sind Regeln wichtig. Werden sie jedoch als Gängelei empfunden, untergraben sie das Vertrauen in den Staat.
  • Deutsche Bahn: Verkehrsminister Schnieder ohne Strategie
    Seit Jahrzehnten fließt zu wenig Geld in den Schienenverkehr. Erst mit der letzten Bundesregierung sind die Mittel für die Schieneninfrastruktur deutlich angestiegen. Die Probleme beim Schienenverkehr und der bundeseigenen Deutschen Bahn sind dementsprechend groß. Verkehrsminister Schnieder hat keine tatsächliche Strategie, wie er die Missstände beheben wird. Die neue Bahn-Chefin Palla wird keinen Erfolg haben, solange die neue Regierung nicht bereit ist, für strukturelle Reformen zu sorgen und die nötigen Milliarden für Sanierung und Ausbau des Netzes bereitzustellen.

Newsletter BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Spree-Neiße

Telegram BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.