Die immer wieder verzögerten Baumaßnahmen am S-Bahnhof Eichwalde nähern sich so langsam dem Ende entgegen. Wird damit Ruhe einkehren? "Nein", meint Andrea Lübcke, Fraktionsvorsitzende der Bündnisgrünen in der Eichwalder Gemeindevertretung: "Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im Verkehrsbereich werden auch an der Gemeinde Eichwalde nicht vorbeigehen. Wenn wir uns ehrlich machen, müssen wir uns schon heute den Aufgaben von morgen stellen. Im Moment haben wir alle mehr Fragen als Antworten aber wir stellen uns der Aufgabe", sagt Lübcke: "Wenn wir wollen, dass der Verkehr klimaneutral wird, bedeutet dies auch, dass wir Bedingungen schaffen, die es mehr Menschen erlauben, vom Auto auf den ÖPNV oder das Fahrrad umzusteigen. Dazu gehört insbesondere auch eine gute Anbindung des ländlichen Raumes an das Schienennetz. Mit aktuell nur 2-stündlichen Halten im ländlichen Raum wird niemand das Auto stehen lassen. Wir brauchen also eine Taktverdichtung. Diese wiederum führt bei uns im Ort zu langen Schrankenschließzeiten und den Bedarf einer niveaufreien Querung".
Die Sanierung der Tagebaurestlöcher Heide V und Heide IV muss mit Priorität vorangetrieben werden. Das forderten am Montag Vertreter von Lausitzer Bündnisgrünen aus Sachsen und Brandenburg. Bei einer Vor-Ort-Begehung zusammen mit dem sächsischen Umweltstaatssekretär Dr. Gerd Lippold und Winfried Böhmer vom Aktionsbündnis Klare Spree informierten sich die Teilnehmer über die Gefahren durch das verseuchte Wasser in der Region an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Sachsen. Insbesondere im Tagebaurestloch Heide V gibt es erhebliche Konzentrationen von im Wasser gelösten Schwermetallen. Es wurden vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie alarmierende Werte von Arsen, Vanadium und Fluorid (Flusssäure) gemessen. Verursacht wurde die hohe Schadstoff-Belastung durch die langjährige Einbringung von Industrieabfällen. Aus der ehemaligen Aluminiumhütte "Lautawerk" waren zu DDR-Zeiten Industrieabfälle eingeleitet worden.
Das Sanierungsgebiet der Tagebaurestlöcher Heide V und Heide VI an der Landesgrenze von Brandenburg und Sachsen gehört zu den großen Sanierungsherausforderungen der Lausitzer Bergbaufolgelandschaften. Monitoringberichten zufolge weist der Wasserkörper im Restloch Heide V erhebliche Konzentrationen von im Wasser gelösten Schwermetallen auf. Zudem werden alarmierende Werte von Arsen, Vanadium und Fluorid gemessen, der ph-Wert liegt bei 12 und höher. Die Dringlichkeitswerte gemäß Sächsischem Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie werden im Wasserkörper des Restlochs Heide V für Arsen um das 22-fache und für Vanadium um das 143-fache überschritten (Stand Juni 2019).
Verursacht wurde die hohe Schadstoff-Belastung durch die langjährige Einbringung von Industrieabfällen des Aluminiumwerks Lauta. Vor allem Heide V ist zur Verfüllung genutzt worden. Aus der ehemaligen Aluminiumhütte "Lautawerk" waren zu DDR-Zeiten kontinuierlich Industrieabfälle in Form von Rotschlamm eingeleitet worden.
Der Kohleausstieg in Deutschland wird marktgetrieben deutlich früher stattfinden, als von der Bundesregierung per Gesetz festgelegt, erklärte Dr. Patrick Graichen, Direktor des renommierten Thinktanks Agora Energiewende am Donnerstagabend in einem Online-Talk mit der Energiepolitikerin der Bündnisgrünen Heide Schinowsky aus der Lausitz. Grund dafür wären vor allem die letztes Jahr beschlossenen EU-Klimaziele, die einen europaweiten Kohleausstieg bis 2030 zur Folge hätten. Laut einer aktuellen Agora-Studie zur „Klimaneutralität in Deutschland“ müssten bis 2030 etwa 65 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Diese Erhöhung der Ziele auch in Deutschland erfordere eine deutlich stärkere Reduzierung der CO2-Emissionen im Stromsektor als bislang geplant.
Der späte Kohleausstieg bis 2038 wurde per Gesetz festgelegt und mit hohen Entschädigungssummen teuer erkauft. "Um die Klimakrise zu stoppen und das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, ist das Datum viel zu spät" mahnt die Energiepolitikerin der Bündnisgrünen Heide Schinowsky aus der Lausitz. Der Druck in Richtung eines früheren Kohleausstiegs steigt zunehmend. So sprechen sich u. a. die Jugendbewegung Fridays for Future und die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Annalena Baerbock für den Ausstieg bis 2030 aus. Auch durch die neuen Klimaziele der EU wird die Debatte um einen früheren Ausstieg aus der Verbrennung von fossilen Rohstoffen weiter verstärkt.
Doch kann das Kohleausstiegsgesetz von CDU und SPD noch einmal geändert werden, ohne den Kohlekonzernen weitere Milliarden an Entschädigungen zu zahlen? Eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) der Universität Köln kommt zu dem Ergebnis: Das verschärfte Klimaziel der EU sorgt für einen marktgetriebenen Kohleausstieg schon vor der politischen Zielmarke 2038. Doch reicht es aus, alleine auf die Kräfte des Marktes zu setzen?
"Die Grundfrage lautet, wie wir einen früheren und planbaren Kohleausstieg gestalten können, ohne zugleich eine neue Debatte um weitere Entschädigungszahlungen zu entfachen. Die notwendige Beschleunigung des Ausstiegs allein dem Markt zu überlassen, wäre fahrlässig - auch im Hinblick auf die Beschäftigten und die Versorgungsicherheit", sagt die Grünenpolitikerin aus Jänschwalde.
Am 8. April 2021 um 19:00 Uhr wird Heide Schinowsky diese und andere Fragen rund um das Thema "Kohleausstieg 2030" mit dem Direktor des renommierten Thinktanks Agora Energiewende Dr. Patrick Graichen diskutieren. Der Talk wird online bei YouTube stattfinden: https://www.youtube.com/channel/UCSC0pj-E8lQVjgUhV9OKf8w oder bei www.heide-schinowsky.de/kohleausstieg-2030. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Mitdiskutieren ausdrücklich erwünscht.